Seit kurzem habe ich im Kindergarten einen kleinen ehrenamtlichen Job angenommen, ich lese vor.
Weil ich das sehr gerne mache, es ist für mich ein ganz besonderes Erlebnis in diese kleinen Gesichter zu schauen, wie intensiv sie lauschen, wie sie sich mit freuen, mit leiden und das geniesse ich. Eine Oma vom Kindergarten hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie im Kindergarten jemand zum Vorlesen suchen, na das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Nun gehe ich einmal die Woche, immer am Dienstag, dort hin. Ich erkundigte mich zunächst, was sie gerade Aktuelles als Thema haben, die Antwort:
"Unsere Heimat der Kaiserstuhl" das ist ja prima und passt genau in mein Schema, vorlesen und draussen agieren, wenn es wieder wärmer wird.
Als ich zum ersten Mal in den Kindergarten kam, waren gerade einige Kinder dabei, die Scheiben des kleinen Innenhofes mit Eseln zu gestalten, hier ein paar Fotos von ihren Werken.

Sehen die nicht herzallerliebst aus??

Dieser hat schon so ein wenig Ähnlichkeit mit einem Goldesel, da wäre schon gleich eine dazugehörende Geschichte fällig.

Ihm scheint es gut geschmeckt zu haben, den Ranzen, den der sich angefuttert hat.
Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, was hat das mit Thema Heimat zu tun, eine ganze Menge.
Denn die Ihringer tragen den schmeichelhaften Beinamen "Ihringer Esel" zu sein. Das kam so, hier meine Kurzfassung: Ein Winzer beschuldigte den Müller, sein Esel hätte ihm seine Trauben gefressen und er verlangte daher 30 Taler Schadensersatz. Der Müller war aber nicht bereit das zu zahlen, da sein Esel niemals Trauben frisst und so saure vom Winzer Hannes schon dreimal nicht. So zitierte der Hannes den Müller vor den Kadi (Bürgermeister) um sein Recht zu bekommen. Der sprach folgendes Urteil: Wenn der Hannes beweisen kann, dass der Esel gesessen hatte und genüßlich Trauben gefuttert habe, oder ob der Esel so im Vorbeilaufen hier und da mal eine Traube genascht hat, dann ist es schnell gelöst. Denn im Vorbeilaufen ein paar Trauben futtern, ist nur Mundraub und keine Straftat, während Hinsitzen und tüchtig fressen Raub ist und damit wäre der Hannes im Recht. Da der das aber nicht beweisen konnte, weil er nicht dabei war, ist das Problem nicht gelöst bis auf den heutigen Tag, somit sind die Ihringer alle Esel.
Diese Geschichte gehört einfach zum Begriff Heimat dazu, fand ich. Ich habe heute nun diese Geschichte kindgerecht ausgeschmückt und sie den Kindern erzählt. Danach haben sie alle ein Bild gemalt, ein paar davon möchte ich vorstellen:

Sieht der Esel nicht pfiffig aus? Die Ohren nach hinten geklappt und aus dem Maul hängen noch "Triebele" wie man hier sagt.

Hier vertreibt der Hannes gerade den Esel mit einem Stock, aber der findet das offenbar garnicht so schlimm.

Der Esel macht sich gerade auf den Weg in die Weinberge, er verlässt gerade die Mühle.

Bei dem schönen Sonnenschein muß ein Esel doch rausgehen und Entdeckungen zu machen, mal sehen was es da draussen alles gibt.
Diese Geschichte hat sich am Kaiserstuhl in Ihringen zugetragen, die Kinder hatten schon einen Kaiserstuhl gebastelt, hier ist er:

Das Thema wird nun in den nächsten Wochen weiter ausgebaut, wenn wir erstmal wieder richtig raus können und auf Entdeckungsreise gehen können. Dann suchen wir Steine, Schneckenhäuser usw., mehr wird noch nicht verraten, ich werde die Weiterentwicklung hier vorstellen. Gespielt werden soll die Ihringer Eselsgeschichte auch noch, spannend, spannend.